Weil er so schön ist und uns soviel Freude bereitet, gibt’s heute eine Tour durch unseren Garten. Er war nicht schon immer so voller Leben wie heute. Anfangs sah dieser Fleck zwischen Tor und Wasserturm eher trostlos und karg aus. Der Boden musste umgegraben und das Gefälle verringert werden, bevor wir überhaupt ans Anpflanzen denken konnten.
Als Frühbeet benutzen wir frische Bananenblätter. Ob im improvisierten Topf aus leeren PET-Flaschen oder direkt im Beet, sie erzeugen ein warmes und feuchtes Klima und lassen die Samen schneller sprießen.
Einige Gemüsesamen haben wir aus Deutschland mitgebracht. Doch Kopfsalat, Kohlrabi, Radieschen und Schnittlauch gedeihen in diesen Breitengraden nur bescheiden. Dafür gibt es Spinat- und Mangoldarten in Hülle und Fülle. Die müssen nicht mal gesät werden, die schießen aus dem Boden wie Unkraut. Spinat oder „Mchicha“ auf Swahili könnte man als Nationalgemüse bezeichnen. Unsere Nachbarn und Freunde haben keinen Gemüsegarten, nein, sie haben einen reinen Mchicha-Garten, Monokultur vom Feinsten 😉 Außer grünen Blätter wird hier nichts gezogen.

Tja, vielleicht sind wir noch zu optimistisch und unerfahren mit unseren Gurken, Zucchini, Auberginen und Salat. Denn erste Probleme hatten wir bereits: Insekten, die die Zucchiniblätter zum Hängen brachten und letztendlich die ganze Pflanze töteten und Vögel, die Pflänzchen verpickten. Die Madudu (Insekten) bekämpften wir mit Chili-Wasser und als Abschreckung für die Vögel bauten wir eine Vogelscheuche. Vielleicht setzen deshalb unsere Nachbarn ausschließlich auf lokalen Mchicha? Der scheint zumindest bis jetzt, resistent gegen allerlei Ungeziefer zu sein.
Doch wir haben rege Unterstützung in unseren Bemühungen. Es scheint, als möchte jeder mitgärtnern und sich um die Gartenbeete kümmern. Vor der Regenzeit hätte Nelly und Hamza die Beete am liebsten drei Mal täglich gegossen. Und auch unser Nachtwächter Kaanaeli wirft, wenn er zur Arbeit kommt, als erstes einen Blick in den Garten. Stehen dir Gurken noch? Ist ausreichend Mist im Boden? Ist der Boden noch feucht genug? Er hat einen grünen Daumen und seine Tipps sind goldwert. Er brachte schon von seinen Kühen Dung für einen noch nahrhafteren Boden mit und eines Tages überraschte er uns mit Blumen, die er sofort einpflanzte.
Doch auch Nelly ist ein talentierter Gärtner. So legte er ein extra Beet für Kartoffel und Süßkartoffel an und verpflanzte geduldig tagelang lokales Gras, damit bald überall ein grüner Rasen wächst.

Hamza ist unser Spezialist für Bananen- und Kaffeestauden sowie für Maulwürfe. Denn letztere untergraben und fressen die Wurzeln von unserem Mais und Bananenstauden, sodass jene gar umkippen und nicht mehr geerntet werden können. Kaum ein Übeltäter entwischt seinen rustikalen Fallen und wir hoffen auf eine gute Ernte.

Die meisten Familien auf dem Land bestellen ihre eigenen Felder und sind größtenteils Selbstversorger. Jetzt wissen wir auch, dass sie neben Mais am liebsten Mchicha essen. Wenn denn unsere Zucchini und Salatköpfe erst mal reif sind, machen wir eine Verkostungsrunde bei unseren Nachbarn. Vielleicht kommen sie dann auf den Geschmack und ersetzen ihren geliebten Spinat hie und da durch ein anderes Gemüse? Wir werden sehen…
Ein Gedanke zu “Es gedeiht”