Auf dem Wochenmarkt

Wie in Kempten ist auch in Tengeru jeden Mittwoch und Samstag Wochenmarkt. Zwar sucht man vergeblich nach Weißwürsten und Müsli zum Frühstück, dafür gibt es andere Leckereien, von denen die Allgäuer nur träumen können. Von nah und fern pilgern Frauen in bunten Kangas (typisch afrikanische Stofftücher) und Körben auf dem Kopf zum Marktplatz. Die Straßen sind verstopft, die Dalla-dallas (Minibusse für den Nahverkehr) noch voller als sie es ohnehin schon immer sind und jeder Verkäufer versucht lautstark seine Ware zu verkaufen.

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Es gibt fast alles und das zu deutlich billigeren Preisen als im Supermarkt. Unsere Freundin Angel nahm uns mit und führte uns durch die Marktstände. Als erstes brauchten wir einen Bastkorb, in den alle unsere Einkäufe passten. Wir wollten einen aus Naturmaterialien und nicht aus Plastik. Wir sind ja schließlich umweltbewusst – so gut es eben geht in einem Land, in dem alles in eine Plastiktüte gepackt wird und überall Plastikgefäße rumstehen. Es sollte sich jedoch als unkluge Wahl rausstellen. Je mehr wir einkauften, desto mehr schnürten die Henkel des Korbs in unsere Finger ein. Wahrscheinlich wurde er für Mamas und Dadas gemacht, die ihn mühelos auf ihrem Kopf balancieren können. Und nicht für Wazungu (Swahili für Weiße), die es gewohnt sind, ihre Einkäufe bequem in einem Einkaufwagen durch den Laden zu schieben. Entweder muss Yvonne nun doch auf einen Plastikkorb mit bequemen Henkeln umsteigen oder sie arbeitet an ihrer Kopfhaltung. Voll mit getrockneten Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Gemüse und obendrein noch eine Wassermelone machte Angel uns vor, wie das geht. Wenn´s pressiert, schafft sie es sogar, damit einen Spurt hinzulegen, ohne auch nur die kleinste Erbse zu verlieren. Und das hochschwanger wie sie gerade ist. Respekt.

Nach dem ersten Stand schnürten die Henkel also schon ein aber wir ließen uns die Freude nicht nehmen. Es war viel zu spannend, was es alles gab und das in einer recht angenehmen Atmosphäre. Keiner drängelte zu sehr, die Verkäufer waren nicht zu aufdringlich und wir fühlten uns wohl im Getümmel. Getrocknete Bohnen, Kartoffel, Tomaten, Zwiebeln, Ingwer, Maniok, Okraschoten, Buschbohnen, Avocado. Von allem wollten wir was kosten und so füllte sich unser Korb immer weiter.

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Um an die beste Ware zu kommen, darf man keine Hemmungen haben: Alles anfassen, genauestens begutachten und gut aufpassen, was einem die Verkäuferin letztendlich in den Korb wirft. Nicht dass letztendlich doch eine faule Tomate drunter ist. Preise sind relativ, meistens kann er schon noch ein bisschen gedrückt werden oder zumindest liegen noch ein paar extra Zwiebeln für den gleichen Preis drin. Aber: Wer nicht fragt, dem wird nicht gegeben. Also immer schön hartnäckig bleiben. Trotz der Feilscherei bleibt die Stimmung jederzeit entspannt und freundlich. Beide Seiten scheinen zu wissen, wie viel es verträgt, ohne den anderen zu beleidigen. Gewisse Preise wie z.B. für ein Päckchen Salz sind auch hier fix. Die Spielregeln scheinen klar. Zum Schluss sind beide zufrieden mit dem Geschäft.

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Vollbeladen kamen wir nach Hause und legten gleich los mit Kochen: Ugali (Maisgrieß) mit Bohnen und Spinat. Zum Nachtisch Bananen und Avocado und dazu einen Espresso aus unserer Mokka. Mmmh… Mei, geht´s uns gut.

 

2 Gedanken zu “Auf dem Wochenmarkt

  1. Yvonne, das schaffst du bestimmt mit dem Korb auf dem Kopf ! Und vielleicht lernen wir es dann von dir 😉 Immer schön was von euch zu lesen, danke. Alles Liebe Monique

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    1. Ja liebe Monique, ich übe schon fleißig mit einem Yogaklotz aber so ein Korb ist halt schon eine andere Nummer. Doch ich habe deine Stimme in Hinterkopf „Ohrläppchen immer schön auf gleicher Höhe halten“ und so hoffe ich doch, dass das noch was wird 😉 Liebe Grüße

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