Renovieren geht über Studieren

 

Mit deutlicher Verzögerung kamen wir in Tansania an. Der Besitzer des Hauses, das wir gemietet haben, hätte also ausreichend Zeit gehabt, alles wieder in Schwung zu bringen. Das Haus stand über Jahre leer. Wir wissen nicht einmal, ob je jemand darin gewohnt hat. Schade eigentlich, denn es ist ein tolles Anwesen. Bei unserer Ankunft sah das Haus noch so aus wie dazumal vor neun Monaten, als wir es zum ersten Mal besichtigt hatten. Ok, ein neuer Maschendrahtzaun umgab nun das Grundstück. Das aber auch nur, weil unser Freund Amani sich darum gekümmert hatte.

Der Besitzer ist ein geschäftiger Mann und lebt mittlerweile in der Stadt. Aktuell ist er in Nairobi. Seine Frau ist ernsthaft krank und unterzieht sich dort einer Behandlung. Wir hoffen, dass sie sich schnell erholt und wünschen ihr gute Besserung. Wir aber wollten nun nicht noch länger auf die dringend nötigen Renovationen warten und so machten wir uns zusammen mit Amani selbst ans Werk.

Erste Priorität hatte die Wasserversorgung. Denn ohne Wasser, kein Leben. Es stellte sich heraus, dass der Fundi (= Bezeichnung für jegliche Art von Handwerker) beim Hausbau dazumal nicht viel von seinem Fach verstanden hatte. Zwei Leitungen führten willkürlich vom Wassertank zum Haus ohne ersichtliche Logik, Siphons als Geruchsstopper fehlten ganz und die Abwasserschächte hatten auch keinen Taug. Viel Arbeit wartete auf unseren Fundi. Anfangs war er noch hoch motiviert, doch es war wie verflixt. Immer wieder tauchten neue Probleme und versteckte Mängel auf. Die Arbeitsmoral sank, doch er kämpfe sich durch. Er baute einen Abwasserschacht nach dem andern, reparierte defekte Hähnen und gab auch nicht auf, als wir nach getaner Arbeit feststellten, dass an zwei Hähnen doch kein Wasser floss. Also wieder aufbuddeln, Problem suchen und neue Leitung verlegen. Im großen Wohnhaus haben wir nun fließend Wasser und auch die Abwasserleitungen sind jetzt so, wie sie sein sollten. Als nächstes erwartet ihn noch die Wasserversorgung des zweiten Hauses für die Kinder und den Anschluss ans Dorfwasser. Doch jetzt gönnen wir ihm erst noch ein paar Tage Erholung und hoffen, dass die Pechsträhne vorüber ist.

abwasser

In der Zwischenzeit machten wir uns ans Putzen und Herrichten im und ums Haus herum. Wir starteten im Garten. Unter den schönen, großen, schattenspendenden Bäumen lag 15cm hoch Laub. Laub lässt sich zwar leichter rächen als Schnee schippen aber bei ungefähr 1500 Quadratmetern geht auch das in den Rücken. Amani brachte zwei junge Kerle, Nelly und Erick, mit zum Helfen. Er dachte wohl, somit seinen Anteil geleistet zu haben. Er schaffte Arbeiten an und, naja, selbst hatte er es nicht allzu streng 😉  Aber wir wollen ja nicht zu streng sein, er tut viel für uns und die zwei Jungs schufteten tatsächlich für vier. Irgendwann packte Peter und Erick dann noch der Ehrgeiz. Keiner wollte vor dem anderen Pause machen oder langsamer sein. Sie stachelten sich gegenseitig an und so war die Arbeit schneller erledigt, als gedacht. Das Resultat abends war eine saubere, laubfreie Fläche und es gab wohl keinen, der keine Blasen in den Handflächen hatte.

garten

Bei den Fundis, die bei uns ein und aus gingen, konnten wir viel über die Schulter schauen und erfuhren so, wie und mit welchen Materialien sie hier auskommen müssen. In Arusha klapperten wir ein paar Werkzeugläden ab und Peter hat sich inspirieren lassen, was er handwerklich selber machen kann. Sein erstes Projekt: Bau eines Wächterhäuschens. Doch mehr dazu berichten wir beim nächsten Mal. Vorab nur soviel: Er wird mittlerweile liebevoll „Fundi Peter“ genannt.

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