Führerschein auf tansanisch

Unser internationaler Führerschein ist nur für ein paar Monate gültig, dann muss er in einen tansanischen umgewandelt werden. Yvonne hat in Deutschland die bittere Erfahrung gemacht, dass wenn man dies vergisst, man schnell ein paar Wochen ohne Führerschein auskommen muss. Darauf können wir verzichten. Also auf zum TRA (Tanzanian Revenue Authority) Führerschein umschreiben lassen.

Das TRA lässt sich mit dem deutschen Finanzamt vergleichen. Nur mit viel mehr Aufgabenbereichen. Es ist die Behörde, die Geld für den Staat eintreibt. Da man für die Ausstellung des Führerscheins bezahlen muss, ist auch hier das TRA zuständig.

Als erstes landeten wir im Büro eines Senior Beamten. Er ließ uns ein Formular ausfüllen und korrigierte es nach seinem Gutdünken. Unseren internationalen Führerschein überflog er kurz und hackte dann nach, ob Yvonne tatsächlich Motorrad fahre (sie hat einen Rollerschein A1). Mit unverständlicher Miene nahm er das Ja zu Kenntnis. Wennschon dennschon wird er gedacht haben und machte aus dem Kreuz bei A1 ein Kreuz bei A. Das A beinhalte auch A1 meinte er. Juhu dachte Yvonne, jetzt darf ich auch große Motorräder fahren.

Weiter ging´s zum Büro nebenan. Davor warteten jedoch bereits mindestens 15 Personen. Es gab fünf Schalter, doch nur einer war besetzt. Laut unserem Freund Amani eine überschaubare Warteschlange. Normalerweise sei sie noch weitaus länger. Nach gut einer Stunde Däumchen Drehen, waren wir an der Reihe. Eine Dame wollte erneut wissen, ob Yvonne tatsächlich Motorrad fahre. Auf unser Bejahen hin, bekamen wir sieben Zettel. Mit diesen schickte sie uns zur Bank nebenan zum Bezahlen. (Früher konnte man den Betrag wohl direkt im TRA bezahlen. Wegen Korruptionsvorfällen muss heute jeder noch so kleine Betrag direkt aufs Staatskonto einbezahlt werden). Nach dem Einzahlen sollen wir wieder zu ihr kommen. „Und die ganze Schlange nochmals anstehen?“, fragten wir. Diese war in der Zwischenzeit nicht kürzer geworden. Wir könnten direkt zu ihr kommen, meinte sie.

In der Bank wurde jede einzelne Rechnung über umgerechnet 4,- € separat einbezahlt und sorgfältig gestempelt. Zurück zum Büro. Unauffällig schlichen wir uns an der Schlange vorbei und steuerten direkt auf die Dame zu. Sie nahm unsere Quittungen zu Kenntnis und stellte erneut sieben Zettelchen aus. Dieses mal über je ca. 1 €. Auch diese sollten wir auf der Bank bezahlen und mit der Quittung zur Polizeistation gehen. Ein Polizeibeamte sollte nun unsere internationale Führerscheine inspizieren und unsere Angaben überprüfen. Also auf zur Bank und weiter zur Polizei.

Der Polizeibeamte blätterte uninteressiert unsere internationalen Führerscheine durch. Er schien mit dem Inhalt nicht vertraut zu sein. Dann sah er Yvonnes Kreuz bei „Motorrad“ und beschloss kurzerhand, es zu streichen. Eine Frau auf einem Motorrad ist wohl hier etwas Besonderes. Aus der Traum von der großen Motorradtour quer durch Afrika. Den Rest billigte er.

In der Zwischenzeit hatte es zu regnen angefangen. Es ist Regenzeit in Tansania. Und wenn es regnet, dann regnet es richtig. Doch es war schon kurz vor 17 Uhr. Wir wollten das Ganze noch hinter uns bringen, bevor das TRA schloss. Also rannten wir durch den strömenden Regen zurück zum Amt, schnurstracks an der Warteschlange vorbei, direkt zu unserer Beamtin. Sie war erstaunt, dass wir schon zurück waren. Sie stellte uns zwei weitere Zettel aus, die wir zu zahlen hätten. Dies sei nun für die Ausstellung des Führerausweises. In ein paar Tagen könnten wir ihn abholen. Die ganze Zeit über hatten wir die Anweisungen brav befolgt und keine Fragen gestellt. Wir wussten, dass es sowieso sinnlos wäre, die Abläufe der tansanischen Behörde in Frage zu stellen. Nun aber konnten wir unseren Ärger über die vielen Rechnungen und Irrwege nicht länger zurückhalten. Wir wollten von der Mama jetzt doch wissen, für was dann der ganze Rest war, den wir bezahlt hatten, wenn nicht für die Ausstellung des Führerausweises. Sie musste selber etwas schmunzeln und meinte „just procedure.“

Ja, das liebe Prozedere. Für Ausländer hier immer ein bisschen komplizierter und kostspieliger als für Einheimische. Wir freuen uns schon auf das nächste „procedure“ in drei Monaten, wenn unser provisorische Führerschein ausläuft…

Ein Gedanke zu “Führerschein auf tansanisch

  1. Hallo ihr beiden! Toll euer Blog. da kriegt man ein bisschen eine Vorstellung was ihr so macht 🙂
    Weiterhin alles Gute!
    Liebe Grüße
    Kerstin

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